WURZELN des DIALOGs
Dialog in der indianischen Tradition und das Council:
Den Zugang zur indianischen Tradition verdanken wir den Büchern, Geschichten und Seminaren von Manitonquat – Medicine Story, Ältester der Wampanoag, geboren 1930, der in seinen Vorträgen und „Circleway-Workshops“ nicht müde wird, zu einem neuen, konstruktiven Miteinander aufzurufen. Durch seine Bücher, wie z.B. Der Weg des Kreises werden uns kostbare Zugänge zu uralten Weisheiten eröffnet.
Der englische Begriff Council lässt sich am besten übersetzen mit „Ratsversammlung“ oder „Zu Rate Sitzen“. Es ist Methode und Haltung der Ojai-Foundation, die als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Spiritualität im Jahr 1975 in Kalifornien gegründet wurde. http://www.ojaifoundation.org/
„The Way of Council“ hat an vielen US-Schulen Eingang gefunden. Der Wegbereiter dafür war
Jack Zimmermann – Erziehungsberater, Lehrer, ehemaliger Direktor der Ojai-Foundation.
Sein Buch, gemeinsam mit Virginia Coyle: Der große Rat – Das Council –mit dem Herzen hören und sprechen, den Kreis erweitern ist uns aus dem Herzen geschrieben. Zimmermann zeigt die Wege auf, wie wir unsere Beziehungen authentisch gestalten können und uns in Gemeinschaften und Organisationen zugehörig fühlen. Gerade für die Arbeit mit jungen Menschen ist er uns Leitfaden und Vorbild!
Die Schulung der Achtsamkeiten wird in vielerlei Facetten von zahlreichen Quellen aus verbreitet. Stellvertretend sei das Buch Einsichtsdialog von Gregory Kramer genannt.
Dialog in der philosophischen Tradition:
Sokrates – griechischer Philosoph, 469 v.Chr. – 399 v.Chr.
Seine Form der Gespräche ist geprägt vom Hinterfragen vorhandener Vorstellungen und Normen über grundlegende ethische Themen des Menschen. Diese Fragen lösen neue Erkenntnisprozesse aus.
Platon – griechischer Philosoph, 428 v.Chr. – 348 v.Chr., Schüler von Sokrates.
Die Textform des Dialogs erlaubt es Platon, die Meinungen fiktiver Gesprächspartner nebeneinander bzw. gegeneinander zu stellen und die Leser zum Überdenken ihrer eigenen Meinung anzuregen.
Martin Buber – österr.-israelischer Religionsphilosoph, 1878 – 1965.
Nach Buber ist der Mensch ein soziales Wesen, das sich nur durch Beziehung entfalten kann. In seinen Werken Ich und Du und Das dialogische Prinzip definiert er die Grundvoraussetzungen für echte Gespräche: Authentisch sein, sich einbringen und die Hinwendung zum Anderen.
David Bohm – US-amerikanischer Quantenphysiker und Philosoph, 1917 – 1992.
Bohm begibt sich auf die Suche nach unseren Denkmustern. Er möchte statt der fragmentierten Sichtweisen und der einengenden Konvergenz, die durch Kompromisse entsteht, die Teile zu einer neuen Denkart, zu kreativer Divergenz führen. Sein Hauptwerk zum Dialog Der Dialog – das offene Gespräch am Ende der Diskussion ist Leitbild für unsere Ausbildung gewesen.
Dialog in Organisationen:
William Isaacs – US-amerikanischer Wissenschaftler (Politik, Ökonomie, Philosophie, Management).
Als Schüler von David Bohm bringt er seit den 1990er-Jahren, gemeinsam mit Peter Senge und Freeman Dhority den Dialog als Kommunikationsform in Organisationen. Er ist Lehrer am MIT Cambridge, USA und gründete ein Institut für Management- Beratung und Leadership-Entwicklung, www.dialogos.com.
Sein Buch Dialog als Kunst gemeinsam zu denken zeigt, wie eine dialogische Kommunikationskultur in Unternehmen Eingang finden kann.
Peter Senge – US-amerikanischer Unternehmensberater, Organisationsentwickler und Systemforscher am MIT, geboren1947.
Sein Hauptwerk beschäftigt sich mit der Frage, wie Teams Dialogkompetenz erlangen können:
Die fünfte Disziplin. Kunst und Praxis der lernenden Organisation.
In Deutschland verdanken wir die Ausbreitung des Dialogs dem Ehepaar
Martina und Johannes Hartkemeyer.
Sie gründeten und führen das Deutsche Institut für Dialogprozess-Begleitung www.dialogprojekt.de. Ihre Bücher sind wertvolle Grundlagen für das Wer, Wie und Warum der Dialogarbeit, mit vielen Beispielen aus der Praxis:
Miteinander Denken – Das Geheimnis des Dialogs
Die Kunst des Dialogs – Kreative Kommunikation entdecken
Dialog in therapeutischen und pädagogischen Kontexten:
Zahlreiche therapeutische und pädagogische Schulen sind geprägt von einer dialogischen Haltung. Einige davon seien hier genannt:
Carl Rogers – Begründer der klientenzentrierten Gesprächstherapie, 1902 – 1987, USA.
Er führte 1957 mit Martin Buber öffentliche Dialoge, die im Buch von M. Wenck Heilung durch Begegnung geschildert werden.
Marshall B. Rosenberg – Psychologe, 1934 – 2015, USA.
Rosenberg war Schüler von Carl Rogers. Er begründete die „Gewaltfreie Kommunikation“ als eine Methode zur Verbesserung des zwischenmenschlichen Miteinanders. Gelungene Kommunikation und dauerhaft friedliche Beziehungen gelingen nur bei echtem empathischen Kontakt. Auch hier hat die Dialogarbeit viele Übereinstimmungen.
Viktor Frankl – Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, 1905 – 1997, Wien.
Frankl prägte den Begriff „Encounter“, der für einen personenzentrierten Ansatz steht. Getragen von gegenseitiger Wertschätzung wird durch Bewusstmachen und Mitteilen der Gedanken und Gefühle und durch aktives Zuhören die Qualität von Beziehungen verbessert.
Paolo Freire – Pädagoge, 1921 – 1997, Brasilien.
Freire sieht den Dialog als grundlegendes Prinzip des Lernens in der Schule.
Gerald Hüther – Neurobiologe, 1951, Deutschland.
Die vielen Bücher von Gerald Hüther bieten jede Menge Anregungen für das Loslassen von alten Mustern und den Aufbruch in sinnstiftende Gemeinschaften. Seine Homepage ist eine kostbare Fundgrube: www.gerald-huether.de
LITERATURAUSWAHL:
Benesch, Michael (2011): Psychologie des Dialogs. Facultas, Wien
Bohm, David (1998): Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen. Klett-Cotta, Stuttgart
Buber, Martin (1984): Das dialogische Prinzip. Gütersloher Verlagshaus
Buber, Martin (1995): Ich und Du. Philipp Reclam Jun., Stuttgart
De Geus, Eelco (2014): Der Dialog in unserer Zeit. Artikel Homepage www.lebenimdialog.at
De Geus, Eelco/ Voorberg, Kees (2022): Im Dialog – Miteinander den Wandel gestalten. Renate Götz Verlag
Hartkemeyer, Johannes F./ Harkemeyer, Martina (2005): Die Kunst des Dialogs –
Kreative Kommunikation entdecken. Erfahrungen, Anregungen, Übungen. Klett-Cotta, Stuttgart
Hartkemeyer, Johannes F./ Hartkemeyer, Martina/ Dhority, L. Freeman (1998):
Miteinander Denken. Das Geheimnis des Dialogs. Klett-Cotta, Stuttgart
Hartkemeyer, Martina/ Hartkemeyer, Johannes F./ Hartkemeyer, Tobias (2015):
Dialogische Intelligenz. Info3-Verlagsgesellschaft Brüll & Heisterkamp KG, Frankfurt am Main
Hüther, Gerald (2010): Die Macht der inneren Bilder. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
Isaacs, William (2002): Dialog als Kunst gemeinsam zu denken. Die neue Kommunikationskultur in Organisationen. EHP, Bergisch Gladbach
Kaltwasser, Vera (2016): Praxisbuch Achtsamkeit in der Schule. Beltz, Weinheim und Basel
Kramer, Gregory (2009): Einsichts- Dialog. Arbor, Freiburg
Manitonquat – Medicine Story (2000): Der Weg des Kreises. Biber, Exertal
Rasfeld, Margret/ Breidenbach, Stephan (2014): Schulen im Aufbruch. Eine Anstiftung. Kösel, München
Rosenberg, Marshall B. (2001): Gewaltfreie Kommunikation. Junfermann, Paderborn
Schopp, Johannes (2013): Eltern Stärken. Die Dialogische Haltung in Seminar und Beratung. Barbara Budrich, Opladen u.a.
Senge, Peter (2008): Die fünfte Disziplin. Kunst und Praxis der lernenden Organisation. Schäffer-Pöschl, Stuttgart
Wenck, Michael (2008): Heilung durch Begegnung. Martin Buber und Carl Rogers im Dialog. VDM Verlag Dr. Müller
Wieser, Jutta/ Kapelari, Benno (2023): Dialog – Kraft der Veränderung. Renate Götz Verlag
Zimmermann, Jack/ Coyle, Virginia (1996): Der große Rat. Das Council – mit dem Herzen hören und sprechen, den Kreis erweitern. Arbor, Freiburg